Konstantin Lange

I

werkgruppe 1 Zeichnungen , Malerei
werkgruppe 2 Skulpturen, Wachsornamente
werkgruppe 3 Skulpturen, Objekte
werkgruppe 4 Fotoarbeiten, Performance, Installationen

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flugzeugreifen,Sammlung museum kunstpalast
flugzeugreifen wachsteile
wachsornament
wachsteile blau wand

Die Dinge laufen davon

Zu den poetischen Objekten von Konstantin Lange

In seinen Aktionen und Foto-Performances ist Konstantin Lange zugleich Benutzer wie auch Opfer merkwürdiger poetischer Objekte. Gegenstände wachsen insgesamt oder in einzelnen Teilen über alle Maßen und gleiten dem Künstler aus der Hand. Eine Schubkarre bekommt übermäßig lange Griffe und läuft dem Künstler so gewissermaßen weg; ein Schirmstock wächst in den Himmel, fliegt metaphorisch davon, wird zu einem seltsamen Luftsignal; eine Krawatte nimmt kein Ende, umschlingt den Akteur wie ein Lasso; eine Rose, eine Sonnenblume haben mächtige Blütenstiele, der Künstler, der sie trägt, wird daneben zum Liliput. Zwischen Mensch und Objekt manifestiert sich in diesen Aktionen ein Konfliktpotential. Die Objekte gewinnen gleichsam Eigenleben, verlieren die gewohnte Form, entziehen sich dem menschlichen Zugriff. Selbst Körperteile – langes Bein, lange Finger – geraten auf groteske, clowneske Weise außer Kontrolle. Solche spannungsvollen Sketche bleiben nicht auf die Foto-Performances und Aktionen beschränkt. Auch die autonomen Skulpturen von Konstantin Lange thematisieren merkwürdige innere Widersprüche. Die bestimmten Definitionen der Dingwelt geraten durch hybride Kombinationen ins Wanken. So sind bei der Skulptur „Isolatorköpfe“ weiße Miniaturköpfe aus Polyester auf ein Knäuel weißer Elektrokabel gesteckt. Die Köpfe, alle von identischer Gestalt, stehen gleichsam unter Strom, sind eingespannt in ein rhizomhaftes Liniennetz. Haben die Köpfe hier eine Funktion oder sind sie nur Metapher? Man kann die Skulptur als ein Bild eines bewegten Gedankenflusses lesen. Bei der Skulptur „Wärmflaschen“ dienen ähnliche Köpfe, diesmal aus rotem Gummi, dagegen als Stöpsel, Hüter einer Wärmebatterie. Der Kopf gewinnt als Teil der Dingwelt eine absurde Funktionalität. Andere Objektskulpturen beschränken sich auf Widersprüche in der Sprache der Dinge, ohne jede Anspielung auf die menschliche Figur. Ein über den Boden rollender Flugzeugreifen zeichnet bei „Profilierung Mach 1“ nicht etwa sein Profil auf ab, sondern streut auf dem Boden das Wachs-Ornament eines gegenständlichen Arsenals aus – vom Kruzifix bis zur Schraubenmutter. Ornament überrollt die Realität.

In „Vase mit Flugzeug“, aus Dämmplatten und aus Holz, signalfarben bemalt, ist ein Flugkörper in eine Vasenform gestürzt – wieder verkehren sich die Maßstäbe, erscheint die Situation grotesk. Eine Serie von Kopfskulpturen, von „Synapsenkopf“ bis „Glotzkopf“, ist aus miteinander verklebten Fundstücken gefertigt, eine Archimboldi-Variante in moderner Form. Das „Gürteltier“ ist aus veritablen Gürteln gefertigt, Ikon und Wort durchkreuzen sich.

Was Duchamp mit der Erfindung der Objektkunst für die Kunstgeschichte leistete wird hier in einem absurden Spiel revidiert. Das Ready-made wird zurückgeholt in einen skulpturalen Prozeß, wird figurativen Strategien unterworfen. Es ist die zersetzende sublime Kraft der Poesie, die hier im Werk von Konstantin Lange, ob als Aktion oder als Skulptur, diese Revisionen systematisch betreibt.

Stephan von Wiese

Biographie

Konstantin Lange

Postanschrift: Emmastr.5 40227 Düsseldorf

E-mail: konstantin.lange@web.de

Geboren 16.02.1962 in Hilden

Künstlerische Ausbildung

1982 - 1984 Studium der freien Kunst, Fachbereich Bildhauerei bei

Prof. Timm Ulrichs Kunsthochschule Münster.

1984 -1988 Studium der freien Kunst, Fachbereich Bildhauerei an der

Staatl. Kunstakademie Düsseldorf.

1988 Meisterschüler von Prof. Fritz Schwegler.

1991 - 1992 Studium an der Parson`s School of Research, New York.

1992 /93 Arbeitsstipendium des Landes Baden-Württemberg, Akademie Schloss

Solitude.

1993 - 95 Ausbildung zum Möbelschreiner.

1995/96 Aufenthalt überwiegend in New York, Williamsburg, Brooklyn als freier

Künstler.

1999 Arbeitsstipendium Künstlerdorf Schöppingen.

2001-2006 Festanstellung als Ausstellungstechniker bei der Stiftung Museum Kunstpalast

Düsseldorf, Leiter der Schreinerei.

2006 – 2017 Freier Künstler mit Atelier in Düsseldorf.

Preise, Stipendien

1989/90 Beaux Art Preis der Biennale der jungen Kunst, Lyon, Glasgow, Breda, Bonn.

1991 DAAD Stipendium, Parsons New School of Research, New York City.

1992 Arbeitsstipendium des Landes Baden-Württemberg, Akademie Schloss Solitude.

1999 Arbeitsstipendium Künstlerdorf Schöppingen.

2006 Publikumspreis Performancefestival Köln.

Ausstellungen Gruppenausstellungen

1986 Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft

1987/89/92 Einzelausstellung Galerie Schütz Frankfurt.

2000

1988 Galerie Schmela.

1989/90 Biennale der jungen Künstler Germination 5,

Lyon, Glasgow, Breda, Bonn.

1991 Ausstellung Galerie Parsons, New York.

1997 Orient Express, Düsseldorf, Wien, Bucarest.

1999 Kunstmuseum Aahlen „Schichtwechsel“.

2001 Heidelberger Kunstverein, der Berg.

2001 Künstlermuseum, Stiftung Museum Kunstpalast Düsseldorf.

2005 Malkasten Düsseldorf, Jacobihaus.

Orangerie Köln, Stadtgarten, Performance mit dem Musiker Matti Rose.

2005 Tokio, Japan, D-House, Gruppenausstellung.

2008 Galerie Metternich.

2008 Meierhofprojekte Düsseldorf.

2009 Kunstverein Duisburg

2010 K.D Galerie Bremen

Werke in Sammlungen

1990 Rotes Schiff Sammlung Helmut Klinker Bochum.

1991 Fingerringe Sammlung Annie Herron New York City.

1995 Wachskamel Sammlung Klaus Staeck.

2000 Isolatorköpfe Stiftung Museum Kunstpalast.

2001 Gelbes Schiff Axaversicherung Frankfurt.

2002 Blaues Flugzeug Stiftung Museum Kunstpalast.

2004 Fotoserie Graphische Sammlung Stiftung Museum Kunstpalast

2005 Flugzeugreifen mit Spur Stiftung Museum Kunstpalast,Düsseldorf.

2014 Gürteltier Sammlung Krohne

2017 Nashorn Sammlung Krohne

Konstantin Lange

I

Konstantin Lange Emmastr.5, 40227 Düsseldorf, konstantin.lange@web.de

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